Figuren verstehen: Die acht Lebenskrisen des Menschen – 2. „Ich bin, was ich will.“

  1. Stadium (ca. 2-3 Lebensjahr) Kleinkindalter:
    Autonomie vs. Scham und Zweifel
    „Ich bin, was ich will.“

Erikson bezeichnet dieses Stadium als ‚entscheidend für das Verhältnis zwischen Liebe und Hass, Bereitwilligkeit und Trotz, freier Selbstäußerung und Gedrücktheit‘. Beschrieben wird die zunehmende Autonomieentwicklung des Kindes und ihre Bedeutung für die Manifestierung eines positiven Selbstkonzeptes bzw. einer Identität.

Die Bedingung für Autonomie wurzelt in einem festen Vertrauen in die Bezugsperson und sich selbst, setzt also die Bewältigung der Phase ‚Vertrauen versus Misstrauen’ voraus. Das Kind muss das Gefühl haben, explorieren oder seinen Willen durchsetzen zu dürfen, ohne dass dadurch der erworbene ‚Schatz’ des Vertrauen-Könnens und Geborgen-Seins in Gefahr gerät. Hier spielt Erikson zufolge die Emotion Scham eine wichtige Rolle.

Die weitergehende oder permanente Einschränkung der explorativen Verhaltensweisen des Kindes führt dazu, dass es seine Bedürfnisse und Wünsche als schmutzig und nicht akzeptabel wahrnimmt. Was sich beim Kind etabliert, ist schließlich Scham und Zweifel an der Richtigkeit der eigenen Wünsche und Bedürfnisse.

Fixierungen ergeben sich durch strenge Erziehung und zeigen sich in zwanghaften Charakterzügen: kleinlich oder geizig in Bezug auf Liebe, Zeit und Geld; Betonung von Recht und Ordnung, Pünktlichkeit und Fleiß; perfektionistische Ansprüche; frühreifes strenges Gewissen, sehr selbstkritisch; Unsicherheit und Zweifel an sich selbst; Putzzwang oder Waschzwang.