Neustadt (Hoyerswerda): In diesem Dreieck sehr unterschiedlicher Männer – Schafheutlin, Trojanowicz (‚Ben‘), Jazwauck – und in einer ruppigen, sozialen Realität, die eine neue sein will, bewegt sich Franziska. Einen vierten Mann verschweigen wir, über dessen Skizze Brigitte Reimann gestorben ist. Und auch die farbig-schrillen Nebenfiguren, angeschwemmte Wanderarbeiter-Innen aus der Republik, die hier Fuß fassen oder nicht, müssen zunächst unerwähnt bleiben. Und auch die Männer verschweigen wir, bevor sie nach Neustadt kommt.
Hinsichtlich der Liebe bewegt die Story eines: Wohin mit der (erotischen) Energie angesichts von Verhältnissen, die labile, schwer abgerungene Lebensentwürfe erzeugen. Eins, zwei, drei – an welchen Mann soll sich Franziska enger koppeln, um sich zu verschwenden an die Liebe, an die Sehnsucht nach tieferer Begegnung. Was darf sie erhoffen? Was ist der Mensch? Wie wahrt man seinen hohen Anspruch an Lebensintensität, dieses eine Leben wirklich zu leben.
Im Konflikt mit ihrem Chef Schafheutlin heißt es für Franziska: Entweder Heldentod am Schreibtisch oder Fortgehen. Doch wohin? Und dann? In Jazwauck, den sie um den Finger wickelt, erhofft Franziska einen Unterstützer. Für das ungebaute Stadtzentrum kämpfen, für andere Begegnungen der Stadtbürger als an der Bushaltestelle und in der Spelunke. Soviel wie möglich davon zu retten versuchen. Beschlüsse missachten, Mittel an wichtigeren Stellen verbrauchen als an den geplanten. Weniger Temperament und mehr Taktik. Partisanentaktik. Fakten schaffen und sich rüffeln lassen. Fehlerdiskussion und Selbstkritik mit gekreuzten Fingern. Die Waffe der naiven Verstellung.
Doch die Stadtverdichtung mit noch mehr Wohnungen kommt gnadenlos, der Bau des projektierten Stadtzentrums wird um zehn Jahre verschoben. Franziska schlüpft wütend hinter ihrer Tarnung hervor, kämpft wie eine Löwin. Schafheutlin bleibt steinern und verweist auf Beschlüsse und ‚ökonomische Notwendigkeiten‘. Franziska, eine Figur zerrissen zwischen Vision und Illusion.