Der Schmerz von „Magic Words (to break a spell)“

Der Schmerz einer 40-jährigen Filmemacherin (Mercedes Monica Rodriguez) – ausgedrückt in einem Dokumentarfilm – über die politische Entwicklung der revolutionären Sandinistischen Bewegung in Nicaragua, deren „historische Mission“ über den politischen Sturz des Diktators Somoza nicht hinausging, obgleich sie ökonomisch mehr versprach. (Ich gebe hier nur mit anderen Worten wieder, was ich verstanden habe – nicht was ich tatsächlich darüber weiß, denn das ist wenig). Statt sozialer Gerechtigkeit für alle, entwickelte diese Bewegung wohl eine neue politische Elite, die offensichtlich die ökonomischen Potenziale des Landes in ihre eigenen Taschen umleitet(e). (Das kennt man irgendwie.) Diese neue Elite tut es – so scheint es – nicht auf jene unverhohlen brutale Weise wie Somoza und sein Clan, sondern hinter einer volkstümlich-prophetischen Maske versteckt. (Auch das kennt man hier.) Der Schmerz der Regisseurin, die selbst in der sandinistischen Bewegung groß wurde, findet starke Bilder. Metonymien und Metaphern, Situationen und Impressionen (in der Gegenwart wie aus dem Archiv) sowie starke Ideen: Ein Brief z.B. aus der Vergangenheit (von Augusto Sandino) an den gegenwärtigen Führer (Daniel Ortega)… Ich spare hier beschreibende Details aus und komme gleich zum Punkt: Im bitteren Schmerz kann die Regisseurin von ihrer Hoffnung nicht lassen. Und kann zugleich kein reales Argument für diese Hoffung aus ihren Beobachtungen heraus formulieren. Sie, die Hoffnung, mutet irrational an. Das ist das eigentlich Erschütternde. Nicht dass die Hoffnung irrational ist, sondern dass sie sich ins Irrationale zurückzieht. – Auf Nachfrage, in der anschließenden Diskussion, welche ökonomische Entwicklungsrichtung dieses Land nimmt, stellt sich heraus, dass eine Arbeitslosenzahl nicht existiert. Nicht weil es sie nicht gäbe, sondern weil es keine staatlichen Instrumente gibt, die sie erfassen könnten. Polit-ökonomische Selbst-Unkenntnis und sozialer Idealismus scheinen in diesem Land nebeneinander koexistieren zu müssen. Freilich, wohin könnte sich die Hoffnung dann noch zurückziehen – ohne Wissen über sich selbst – als dorthin, wo sie nun zu finden ist …