‚Franziska Linkerhand‘: Figurenskizzen (2) – Jazwauck und Trojanowicz („Ben“)

Weiter ein paar Bemerkungen zum Personal der Story, bevor wir uns in die eigentlichen Schwierigkeiten stürzen wollen:

Jazwauck (32), wie Franziska, degradiertes Bodenpersonal. Dienst nach Vorschrift. Mühelose Affären mit Frauen, allenfalls Koordinationsprobleme, alles Brisante meidend. Ohne seelische Unkosten, der naschhafte Bengel, dem man nichts übel nimmt. Der Frauen sammelt wie auf Stecknadeln gespießte Schmetterlinge. Die neue Gleichberechtigung der Frau hat ihren Preis. Ein Mann bittet zur Kasse. In Nebenjobs baut er die Häuser von Privatiers und häuft Wohlstand an, fährt einen Coupé, die annehmlichen Seiten. Kein Seelenkäse, sondern Sekt und Oliven. Die NÖS-Zeit in der DDR. Kommt der Kapitalismus durch die Hintertür zurück? Die allerletzte historische Chance vor Prag 1968, wissen wir heute. In Wirklichkeit habe ich niemals Illusionen gehabt, hört Franziska von Jazwauck. Ich bin nicht ehrgeizig. Ein Bündnis, Freundschaft ohne Sex. Harry und Sally in Hoywoy. Auch hier sprühen die Funken. Sie leuchten länger am Himmel scheint Franziska manchmal.

Trojanowicz („Ben“) (35), der Mann aus dem Knast von Bautzen, ein Politischer. Kipperfahrer mit Schlips und weißem Hemd, um nicht ganz in der selbst verordneten Produktionsbewährung zu versumpfen, angeekelt von den Vertretern der „neuen Intelligenz“, der er selbst angehört. Wenn er nicht arbeitet, ist er verschanzt hinter Zeitschriften und Büchern. Zynische Distanz zu allem und allen. Ein Wolf mit zerschlagener Nase. Berührt von Franziskas Lebendigkeit und ihrer Verbundenheit mit den einfachen Leuten, ihrer Zähigkeit. Zugleich bleibt er unverbindlich. „Mit Ihnen habe ich nie das Gefühl, dass etwas beginnt“, sagt Franziska. Projektionsfläche: „Ben“, der umgedichtete Trojanowicz, den es nicht gibt. Düster, schwer, unberechenbar. Wie viel Geheimnis birgt er wirklich? Und wenn es sich enthüllt… Engstirnige Zeiten erzeugen keine romantischen Heldengestalten.