Ich schaue einen zweiten Film aus der Filmreihe zum koreanischen Filmregisseur Kim Ki-duk im Berliner Kino Arsenal. Hier lese ich im Programmheft: „…’Bad Guys’ sind Kim Ki-duks männliche Protagonisten eigentlich allesamt, der Zuhälter Han-gi ist aber ein besonders niederträchtiger Charakter: Auf perfide Weise treibt er die junge Sun-hwa zur Prostitution, um in einem heruntergekommenen Bordell ein widersprüchliches sadomasochistisches Spiel zwischen sexueller Unterwerfung und asexueller Idealisierung zu inszenieren. Der Film übersetzt diese Paradoxie in ein voyeuristisches Dispositiv: Wenn Han-gi Sun-hwa durch einen transparenten Spiegel beobachtet, schlagen die Blicke der Gewalt in hilflose Zärtlichkeit um.“ – Auch hier kann man die Story-Deutung verschieben. Abermals eine Versuchsanordnung: Eine Rache-Geschichte. Ein brutaler Zuhälter geht einem sehnsuchtsvollen Impuls nach und küsst auf offener Straße ein hübsches Mädchen. Nur mit Gewalt kann man ihn von dem Mädchen losreißen. Den Machtverlust als Demütigung empfindend rächt er sich an dem Mädchen, indem er es zur Prostitution zwingt. Und jetzt beginnt der Versuch: Was muss passieren, dass zwei so gegensätzliche Figuren in solch einer „ökonomischen Konstellation“ emotional zueinander finden? Das gelingt mit ungeheuren Vorgangsschleifen… Hin zu einem „solidarischen Miteinander“ – jedoch unter Beibehaltung des„ökonomischen Produktionsverhältnisses“ Prostituierte – Zuhälter. Schier unerträglich die ethische Umwertung dieser Versuchsanordnung. Wie hält man miteinander „Kapitalismus“ aus? Unter welchen Kompromissen? In diesem Fall bleibt die körperliche Selbst- und Fremd-Instrumentalisierung der weiblichen Hauptfigur nur schwer auszuhalten…