Der französische Drehbuchautor und Regisseur Pascal Bonitzer (*1946) schreibt: „Eine Geschichte ist etwas anderes. In ihr wird eine bestimmte Idee als Problem dargestellt und durch Figuren, die deren vielfältige Verkörperung sind, ins Spiel gebracht.“
Bonitzer formuliert zwei Polaritäten fürs „Denken in Geschichten“ (als besonderer Form des Denkens).
Zum einen: Eine „Idee“ ist an sich noch kein „Problem“, sie muss beim Geschichten-Erfinden erst in dieses umgedacht werden. Vermutlich gilt auch der umkehrte Weg: Das Entdecken einer Idee in einem Problem. Bleibt die Frage, wie man das technisch macht. Wie verwandelt man das eine in das andere?
Zum anderen: In einer Geschichte werden „Figuren“ ins Spiel und in Stellung gebracht – als „Verkörperung“ der Idee (die zuvor in eine Problem umgewandelt wurde). „Figuren“ werden also „Verkörperung“. Auch hier gilt wohl die Umkehrung: In einer instinktiv ausgeschrieben Figur (sprich – einer „unbegriffenen Verkörperung“) lässt sich mit einer gewissen Denk-Anstrengung die Verkörperung einer Problem-Idee entdecken. Aus Ideenverkörperung werden Figurenkörper. Oder eben aus Figurenkörper werden Ideenkörper. Auch hier gilt: Wie macht man das eigentlich technisch?
Kurzum, Bonitzers Polaritäten könnten Hinweise geben, was dem Schreiber beim Erfinden seiner Geschichte passiert: 1) Er schreibt sich hemmungslos aus einer glasfeinen Idee in ein milchig-sinnlich-dunkles Problem hinein – und umgekehrt. 2) Er schreibt sich von einer willkürlich-unbändigen Figur in eine strenge Ideenverkörperung hinein – und umgekehrt.