Zurück zur Verdunklung der ursächlichen Quelle der ‚lebendigen Arbeit’, welche wie gesagt zweigliedrig gedacht werden muss – als ‚notwendige Arbeit’ und als ‚Mehrarbeit’. Ich wiederhole zum Verständnis nochmals: ‚Profit‘ = monetärer Überschuss der verkauften Produktmasse gegenüber dem vorgeschossenen Kapital, das für die Erzeugung der Produktmasse erforderlich war. Marx schaut sich das Phänomen des ‚Profits’ nun genauer an. Wer eignet sich diesen ‚Überschuss’ an? Und welche Folgen hat das auf das Sichtbar-Bleiben der ursächlichen Quelle dieses Überschusses (‚lebendige Arbeit‘)?
Marx verfeinert nun den Begriff: Der ‚Profit’ spaltet sich auf – in ‚Zins’ und ‚Unternehmergewinn’. Beide sind Formen des Profits und verselbständigen sich in dieser Aufspaltung als unabhängig voneinander existierende Phänomene – und verdunkeln weiter den Zusammenhang zur ‚lebendigen Arbeit‘.
Die Begriffe ‚Zins’ und ‚Unternehmergewinn’
In knapper Erläuterung: Weil nicht jeder ‚fungierende Kapitalist’ (= ‚Unternehmer’) genügend Kapitalvorschuss für die Produktion einer beabsichtigten Produktmasse aufbringen kann, borgt er sich Kapital in Form von Geld von einem ‚Geldkapital-Verleiher’. Durch den Akt des Borgens verwandelt sich der ‚fungierende Kapitalist’ (= ‚Unternehmer’) in einen Kapitalfunktionär für einen anderen Kapitaleigentümer (‚Geldkapital-Verleiher’). – Der ‚Zins’ nun ist der monetäre Anspruch des ‚Geldkapital-Verleihers’ auf einen Teil des Profits, den der ‚fungierende Kapitalist‘ mittels seiner Unternehmung erzeugte. Jener Profit-Anteil, der beim ‚fungierenden Kapitalist’ verbleibt, nennt Marx – ‚Unternehmergewinn’.
Unsichtbar-Werden der ‚lebendigen Arbeit’ im ‚Unternehmergewinn’ und im ‚Zins’
Doch zurück zum Thema der Verhüllung. Folgende Argumente tauchen nun bei Marx auf: Im ‚Zins’ erscheint dem Geldkapital-Verleiher der Zusammenhang seines verliehenen Geldes zur ‚lebendigen Arbeit’ erloschen. Verliehenes Geld scheint allein durch den Akt des Verleihens mehr Geld geworden zu sein. Die eigentliche Quelle des ‚Zins‘, der Verwandlungsprozess (‚reelle Metamorphose des Kapitals’ genannt) der zwischen dem Akt des Geld-Verleihens und der Zins-Aneignung liegt, ist abgekoppelt und unsichtbar geworden. Marx: „Im Gegensatz dazu scheint dann der Zins als unabhängig, sei es von der Lohnarbeit des Arbeiters, sei es von der eignen Arbeit des Kapitalisten, aus dem Kapital als einer eignen unabhängigen Quelle zu entspringen.“ (S.837) – Doch auch im ‚Unternehmergewinn’ verdrehen sich die Dinge. Marx: „Ein Teil des Profits, im Gegensatz zum andren, löst sich ganz von dem Kapitalverhältnis als solchem los und stellt sich dar als entspringend nicht aus der Funktion der Ausbeutung der Lohnarbeit, sondern aus der Lohnarbeit des Kapitalisten selbst.“ (S.837) ‚Zins’ stellt sich also dar als der verselbständigte ‚Lohn’ für das Geldverleihen – und der ‚Unternehmergewinn’ als der verselbständigte ‚Lohn’ für die Arbeit des ‚fungierenden Kapitalisten’. Kurzum: Beide Profit-Formen (Zins, Unternehmergewinn) erscheinen gegenüber der ‚Mehrarbeit‘ des ‚unmittelbaren Produzenten‘ als vollkommen verselbständigte Quellen für Einkommen. Sie sind nicht (mehr) als Formverwandlungen der ‚Mehrarbeit’ sichtbar.