‚Franziska Linkerhand‘: Figurenskizzen (1) – Schafheutlin

Die frischgebackene Architektin Franziska Linkerhand (27) kommt nach Neustadt (Hoyerswerda), auf der Hochschule veredelt: Ein Architekt entwirft nicht nur Häuser, sondern Beziehungen, die Kontakte ihrer Bewohner, eine gesellschaftliche Ordnung. Sie ist voller Tatkraft und Idealismus.

Der Stadtarchitekt, Schafheutlin (48), ein kleiner, wuchtiger „Kampfpanzer“, drückt Vorort die Beschlüsse der Zentrale durch. Die Stadt eine riesige Baustelle, Schmelztiegel von Wanderarbeitern aus der ganzen Republik. Schafheutlin stutzt die begeisterte Franziska auf die „Realität“ zurück. Neustadt ist kein Experimentierfeld, sondern eine Häuserfabrik. An die Stelle des Architekten ist der Ingenieur getreten, der Funktionär der Bauindustrie. Basta! Die Bankrotterklärung der Architektur, wettert Franziska. Absturz mit geknickten Flügeln. Die beiden ecken an und mögen sich doch in ihrer Kompromisslosigkeit, Funken sprühen. Wozu die Arbeitsbürger aufhäufen auf betonierter Wiese – ohne Raum für Begegnung und Kultur („Kontaktzonen“) jenseits der schlotigen Schufterei in Schwarze Pumpe und ihren Außenstellen. Mord an der Stadt! Wöchentlich zwei Suizide, Suff. Halbstarke, Kinderbanden. Gewalttätige Lebenslust. So viel Sand und keine Förmchen. Lust, die sich strahlenförmig Schneisen schlägt. Schafheutlin argumentiert mit der „neuen Gesellschaft“, die man aufzubauen trachtet, wie mit einem Knüppel und hält Franziska eng an der Leine. Ein verheirateter Mann, kraftvoll und irritiert, von Franziska aus seiner Wochenendschürze gestoßen…