Karl Marx: Die trinitarische Formel (3) – ‚reelle Metamorphose‘

Ein Einschub wird nun nötig. Woraus entspringt der Profit nach Marx Auffassung tatsächlich?

‚Wertübertragung‘ und ‚Neuwert‘

Nach Marx entsteht der Mehrwert ursächlich nicht durch den geschickten Verkauf der erzeugten Produktmasse in der ‚Zirkulationssphäre‘. Er ist schon vorher da. Er entsteht in der ‚Produktionssphäre‘. Der Unternehmer bringt mit seinem Kapital ‚Produktionsmittel‘ und ‚Arbeitsvermögen‘ (‚Arbeitskraft‘) zusammen. Das ‚Arbeitsvermögen‘ des ‚unmittelbaren Produzenten‘ verwandelt hierbei durch seine verausgabte ‚lebendige Arbeit‘ die Produktionsmittel (‚Arbeitsmittel‘ und ‚Arbeitsgegenstand‘) in eine Produktmasse. Die Produktionsmittel vollziehen hier einen ’stofflichen Formwechsel‘. Dabei findet eine Wertübertragung der ‚Produktionsmittel‘ auf das neue Produkt statt (was übrigens später als Preisanteil erscheint). Jetzt das Besondere: Neben der ‚Wertübertragung‘ setzt das ‚Arbeitsvermögen‘ durch seine verausgabte ‚lebendige Arbeit‘ der neuen Produktmasse zusätzlich einen Neuwert hinzu. Ein Teil dieses hinzugesetzten ‚Neuwerts‘ ist der ‚Mehrwert‘. Dieser pflanzt sich also durch die ‚lebendige Arbeit‘ in die Produktmasse ein (quasi als ‚Gewinnspeicher‘). Allerdings: Wie alle anderen Wert-Anteile, die in der Produktmasse eingespeichert sind, kann der ‚Mehrwert‘ sich erst durch den Verkauf der Produktmasse realisieren. Erst hier verwandelt er sich von seiner Produktform (‚Warenform‘) in seine ‚Geldform‘.

Die Eigentümlichkeit des Arbeitsvermögens (Arbeitskraft)

Das Einpflanzen eines Mehrwerts in die Produktmasse ist – nach Marx – dadurch möglich, dass das ‚Arbeitsvermögen‘ im Akt des Hinzusetzens von ‚Neuwert‘ die besondere Eigenschaft in sich birgt, mehr ‚Wert‘ zu erzeugen als das ‚Arbeitsvermögen‘ zur eigenen Reproduktion benötigt. Den Teil der lebendigen Arbeit, den das Arbeitsvermögen benötigt, um sich selbst zu erhalten, nennt Marx ’notwendige Arbeit‘. Den Teil der ‚lebendigen Arbeit‘, der darüber hinaus geht nennt er – ‚Mehrarbeit‘. Vom begrifflichen Standpunkt der ‚lebendigen Arbeit‘ kann man also sagen: Das Arbeitsvermögen trägt in sich die Fähigkeit, über die notwendige lebendige Arbeit hinaus (zur Erhaltung seiner selbst) – Mehrarbeit zu leisten. Vom monetären Standpunkt ausgedrückt kann man sagen: Das Arbeitsvermögen birgt in sich das Potential durch seine Verausgabung mehr ‚Geld‘ zu erzeugen als es selbst ‚Geld‘ benötigt, um sich durch Kauf entsprechender Lebensmittel (Wohnen, Essen, Kultur usw.) zu erhalten. ‚Mehrwert‘ ist also nichts andres als nicht bezahlte ‚Mehrarbeit‘, da es ja vom ‚Kapital‘-Funktionär/Eigentümer angeeignet wird und nicht vom Eigentümer des ‚Arbeitsvermögens‘. Noch mehr: Vom Standpunkt des ‚Kapitals‘ ist ‚Mehrwert‘ – die Aneignung fremder, nicht bezahlter Mehrarbeit.

Noch eine letzte Begriffs-Gewitterwolke

Diesen Umwandlungsprozess, worin der ‚Mehrwert‘ durch die lebendige Arbeit in das vorhandene Kapital eingespeichert wird, diese Verwandlung nennt Marx – die ‚reelle Metamorphose des Kapitals“. Damit ist für Marx die ursächliche Quelle des ‚Mehrwert‘ die ‚lebendige Arbeit‘ des ‚unmittelbaren Produzenten‘ selbst. (Was für ein Begriffs-Gewitter! Da half bei mir nur: Ein Schema aufzeichnen.)